Jede freie Minute ist wertvoll - besonders als alleinerziehende Mutter. Ellen Andresen hat drei Kinder, einen spannenden Job und persönliche Ziele, für die sie sich gezielt Zeit nimmt. Dabei hatte me-time lange keine Priorität für die Kölnerin, bis zwei Ereignisse ihr den Boden unter den Füßen wegrissen und sie zum Umdenken bewegten.
Als Working-Mum mit Job und drei Kindern hast du sicher ständig Action. Wie schaffst du es, noch Zeit für Sport zu finden?
Ellen Andresen: "Ich finde nicht die Zeit. Ich nehme sie mir einfach! Und das war nach der Geburt meines ersten Sohnes vor acht Jahren seltenst der Fall. Ich habe mich für meine drei Kinder und für die Karriere meines Mannes komplett zurückgenommen und mich nicht mehr gefragt, was ich mir eigentlich für mich wünsche. Die Geburt meines dritten Kindes im Mai 2018 hat mich und mein Leben dann komplett aus der Bahn geworfen: Es kam während der Geburt zu derlei Komplikationen. Ein mehrköpfiges Ärzteteam gab über zwei Stunden alles. Mein Leben hing am seidenen Faden. Ich wurde fünf Minuten reanimiert. Verlor über 7 Liter Blut. Und habe bis heute eine dreiwöchige Amnesie. Es dauerte einige Monate, bis ich wieder die Alte war. Aber ich lebe!
Nach der Geburt stellte ich mir viele Fragen. Natürlich auch, warum ausgerechnet mir das passieren musste? Die Antwort: Damit ich endlich nicht mehr halbgar lebe. Sondern ein deutliches JA zu meinem Leben sage."
Wow. Wie ging es dann weiter? Hast du schnell wieder in die Spur gefunden?
"Ich berappelte mich wieder. Stand auf und richtete mein Krönchen. Bis mir vor einem Jahr nochmal der Boden unter den Füßen weggerissen wurde: Mein Mann trennte sich nach 15 gemeinsamen Jahren von mir. Und wieder stellte ich mir die Frage: Wieso ich? Die folgenden Monate beschäftigte ich mich sehr intensiv mit mir. Mit meinen Wünschen vom Leben – welche Werte ich (wieder) leben möchte. Seither versuche ich so gut es geht, mich an erste Stelle zu stellen. Corona war für mich der Startschuss. Es war, als hätte jemand den Stecker gezogen. Keine Kinder, die morgens fertig gemacht werden müssen. Nicht mehr die Fahrten, raus aus Widdersdorf. Rein in die Stadt. Erst zur Kita. Dann ins Büro... Dafür endlich Zeit. Zeit für mich. Für Sport!"
Gibt es ein typisches Trainingsprogramm, dass du immer durchziehst oder setzt du auf Abwechslung?
"Nein, es gibt kein typisches Trainingsprogramm. In der Sommerzeit stehe ich unter der Woche fast jeden Morgen gegen 6 Uhr auf und gehe joggen. Wenn das mal nicht klappt, mache ich 30 Minuten Workout – entweder Freestyle oder á la Pamela Reif! Jetzt im Winter gehe ich morgens draußen laufen, sobald es hell wird. Tatsächlich werfe ich jeden Sonntag einen Blick in meinen Kalender und plane meine kommende Woche. Mit Sport, Kindern sowie beruflichen und privaten Terminen."
Homeworkout vs. Fitnessstudio: Was ist dein Favorit?
"Ganz klar Homeworkout! In der Zeit, in der ich zum Fitnessstudio fahre und mich dort umziehe, habe ich zu Hause entweder schon mein Workout beendet oder war joggen. Das ist vielleicht auch eine Frage der Zeit. Da die mit drei Kids dann manchmal doch knapp bemessen ist, muss ich Abstriche machen."
Welche Funktion hat der Sport für dich?
"Sport ist für mich wie Meditation. Und daher der perfekte Ausgleich zum trubeligen Familienleben. Ich stelle mir morgens gar nicht die Frage, ob ich aufstehe und Sport mache. Ich mache es einfach. Weil ich es liebe. Weil es mir so viel gibt. Weil es me-time ist. Es gibt nichts Erfrischenderes, als morgens so früh unterwegs zu sein, wenn Köln noch schläft. Nur die Musik in meinen Ohren. Ansonsten Ruhe! Und tatsächlich: Ich war seither kein einziges Mal mehr krank, obwohl meine Kinder aus Schule und Kita gerne alles anschleppen."
Bindest du deine Kinder manchmal ins Workout mit ein?
"Ja, tatsächlich! Am Wochenende packe ich den Kleinsten oft in den Buggy und die zwei Größeren fahren mit dem Rad oder Roller nebenher, wenn ich jogge. Als Single-Mama darf man das ein oder andere Mal kreativ werden, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen!"