Prostatakrebs-Vorsorge: Ist ein PSA-Test sinnvoll?

Ärztin macht PSA-Test
Ein PSA-Test kann selbst auf frühe Anzeichen von Prostatakrebs hinweisen. Foto: Pexels.com

Bei Männern ist Prostatakrebs eine der häufigsten Krebsarten. Laut Robert-Koch-Institut erkranken in Deutschland jährlich knapp 60.000 Männer daran - für einige ist das ein Todesurteil. Allerdings gilt Prostatakrebs inzwischen als gut behandelbar. Und es gibt Methoden, die Krebszellen früh zu entdecken, beispielsweise per Blutuntersuchung. Doch der sogenannte PSA-Test steht in der Kritik. Welche Argumente für den PSA-Check sprechen und welche dagegen, habe ich hier zusammengefasst. Denn das Thema Prostatakrebs beschäftigt mich persönlich.

Autor: Sebastian Priggemeier

Für wen ist der Prostata-Check zu empfehlen?

Ich bin 1980 geboren und habe dementsprechend den 40. Geburtstag hinter mir. Ja, er liegt sogar schon etwas zurück. Und ich hatte bereits eine Prostata-Untersuchung beim Urologen - sagen wir: wegen einer Auffälligkeit. Irgendwie redet kein Mann gerne über dieses Thema, dabei ist es wichtig. Ein Prostata-Check kann Leben retten, gerade wenn man(n) keine 20 mehr ist.

 

Eine regelmäßige Untersuchung der "Vorsteherdrüse" im Unterleib empfehlen Experten ab dem 45. Lebensjahr, die Krankenkasse finanziert dann jährlich eine Prostata-Tastuntersuchung. Das heißt konkret: Finger in den Po und stillhalten. Es gibt aber auch die Möglichkeit, das Prostatakrebs-Risiko per PSA-Bluttest zu bestimmen, auf eigene Kosten (ca. 25 Euro plus 20 Euro für die Besprechung der Ergebnisse) - und auf eigenes Risiko. Der PSA-Test ist nämlich umstritten, weil die Ergebnisse oft überinterpretiert werden. PSA steht als Abkürzung für Prostata-spezifisches Antigen, ein Eiweiß, das nur in der Prostata gebildet wird. Ist der Wert erhöht, könnte eine Veränderung der Prostata dahinter stecken. 

 

Das Deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen schlussfolgerte vor wenigen Jahren aus einem Gutachten, dass der Schaden durch die Untersuchung den Nutzen überwiegt. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie sieht das jedoch anders und empfiehlt laut NDR ein "risikoadaptiertes Screening" - also einen Blick auf die Vorgeschichte des Patienten und auf Prostatakrebs-Fälle in der Familie. In meiner näheren Verwandtschaft gab es einen Großvater, der an Prostatakrebs gestorben ist, allerdings im hohen Alter. Das dürfe man nicht überbewerten, sagte meine Urologin. Es gehe eher um Krebsfälle in jüngeren Jahren.

"Ich rate jedem Mann ab 45 oder 50 Jahren, der wissen möchte, ob er ein Risiko hat, an einem Prostatakarzinom zu erkranken oder es bereits mit sich trägt, einen PSA-Test zu machen", betonte der Münchner Urologe Professor Dr. Jürgen Gschwend in einer Pressemitteilung der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum rechts der Isar. Allerdings empfiehlt Gschwend den Test „im Rahmen einer individuellen Früherkennung und nicht als flächendeckendes Screening“. Ob die Untersuchung im Einzelfall sinnvoll ist, müsse letztendlich jeder Mann für sich selbst abwägen - natürlich in Absprache mit dem behandelnden Arzt. Es gibt durchaus Argumente dafür, aber auch dagegen.

Was für den PSA-Test spricht

  • "Der PSA-Wert wird in Nanogramm pro Milliliter Blut angegeben (ng/ml)", heißt es auf der Webseite der Verbraucherzentrale. Der Test soll helfen, Prostatakrebs auszuschließen oder einen Tumor sehr früh zu erkennen. Je früher die Krankheit entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
  • Tumore können entdeckt werden, bevor überhaupt Symptome auftreten.
  • Ein Testergebnis im Normalbereich kann beruhigen und Ängste nehmen.

Was gegen den PSA-Test spricht

  • Teilweise fallen auch harmlose Tumore auf, die eigentlich nicht behandelt werden müssten. 
  • Von 1.000 Männern, die einen PSA-Test durchführen lassen, werden Statistiken zufolge nur ein bis zwei vor dem Tod durch Prostatakrebs bewahrt. "Etwa 30 Männer erhalten eine Überdiagnose und damit vielleicht eine unnötige und belastende Krebsbehandlung", informiert die Verbraucherzentrale. 
  • Wenn der PSA-Wert auffällig ist, muss eine Biopsie (Gewebe-Entnahme) vorgenommen werden, um das Ergebnis zu bestätigen. Autsch.
  • Das Ergebnis der PSA-Untersuchung kann durch viele Faktoren beeinflusst und verfälscht werden, beispielsweise durch Entzündungen oder sogar durch körperliche Anstrengung.

Mein Fazit zum Thema PSA-Test

Jeder Mann, der Sorge hat, an Prostatakrebs zu leiden oder zu erkranken, sollte sich zumindest Gedanken über den PSA-Test machen und die Option im Hinterkopf behalten. Das gilt auch für Männer, in deren Familien Prostatakrebs aufgetreten ist. Bei allen Bedenken sollten wir jedoch dankbar sein, dass es überhaupt mehrere Möglichkeiten zur Früherkennung gibt. Ob diese Möglichkeiten genutzt werden, ist eine persönliche Entscheidung. Ärzte sind dazu angehalten, ihre Patienten wertfrei über die Vor- und Nachteile des Tests aufzuklären.