Jeden Tag lesen - so klappt's!

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Das Lesen gehört für mich jetzt einfach zum Tagesablauf. Foto: Nicole Honeywill/Unsplash.com

Haben wir keine Zeit oder nehmen wir uns einfach keine?

Lesen ist für mich Entspannung pur. Leider kam ich in den vergangenen Jahren als Neu-Papa nicht regelmäßig dazu. Doch damit soll jetzt Schluss sein - ich nehme mir einfach die Zeit. Wie mein Masterplan aussieht und was ich genau an meinem Tagesablauf umgestellt habe, damit es klappt, verrate ich euch hier. Wetten, dass es auch bei euch funktioniert?

Autor: Sebastian Priggemeier

Die ganze Sache mit dem Zeitmanagement ist schon ziemlich verrückt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass der Kopf dabei eine viel größere Rolle spielt als die Uhr oder die Belastung im Job oder in der Familie. Beispiel gefällig? Ein Raucher würde niemals sagen: "Naja, ich würde ja gerne weiter rauchen, aber ich schaffe es zeitlich einfach nicht. 7 Minuten pro Zigarette? Mehrmals am Tag? Kriege ich nicht hin." So würde kein Raucher der Welt argumentieren. Warum? Er nimmt sich einfach die Zeit für seine Sucht. Und zwar nicht zu knapp. Die berühmten 7 Minuten pro Zigarette sind durchaus realistisch. Manche qualmen täglich 20 Zigaretten und mehr - macht mindestens 140 Minuten Zeitaufwand pro Tag (fast 2,5 Stunden). Aber hat der Zeitfaktor dabei jemals eine Rolle gespielt? Eher nicht. Beim Lesen ist das anders. Viele würden gerne mehr Schmökern, aber sie haben keine Zeit. Sagen sie.

 

Neulich hörte ich einen schlauen Satz: Wir sollten aufhören zu sagen "Ich habe keine Zeit für XY" und stattdessen sagen "Ich nehme mir keine Zeit für XY". Das geht in eine ähnliche Richtung wie das Raucher-Beispiel, oder? Klar, in gewisser Weise hinkt der Vergleich. Schließlich ist der Raucher abhängig, süchtig. Er kann kaum ohne. Zumindest sagt sein Kopf ihm das, sicherlich gibt es auch eine körperliche Abhängigkeit. Aber ganz ehrlich: Ich brauche das Lesen auch. Ich fühle mich schlecht, wenn ich nicht dazu komme. Mein Kopf leidet, der Körper auch. Deshalb nutze ich jetzt die Kippen-Taktik, um zum Lesen zu kommen: Ich nehme mir einfach die Zeit für meine Lust auf Lesen. Nicht exzessiv, sondern erstmal nur 10 MINUTEN TÄGLICH. 

Jeden Tag lesen? Mit diesem System geht es

Klingt nach extrem wenig, oder? Klar, das ist auch wenig Zeit - und genau deshalb klappt das System. Mein Motto hinter der Idee: Kleinvieh macht auch Mist. Ich stelle meinen Smartphone-Timer auf 10 Minuten und lese los. Pro Tag schaffe ich mit meiner absolut ausbaufähigen Lesegeschwindigkeit 6 bis 7 Seiten, selten 8 Seiten. Ich habe in den letzten 10 Tagen also knapp 60 Seiten in meinem neuen Roman gelesen (T. C. Boyle, "Die Terranauten"). Ein kurzer Krimi ist so in drei Wochen gelesen. In den letzten Jahren dauerte das eher drei bis sechs Monate (wenn ich das Buch nicht schon vorher abgebrochen und gefrustet ins Regal gestellt hätte). 

 

Wann ist die beste Tageszeit für die 10-Minuten-Pause? Das muss jeder für sich selbst ausprobieren und entscheiden. Bei mir gibt es morgens direkt nach dem Aufstehen ein entspanntes Zeitfenster - ab 5.30 Uhr. Die Mittagspause bei der Arbeit ist auch eine Möglichkeit (Buch mit zur Arbeit nehmen). Oder: Kurz vor dem Einschlafen im Bett. Nehmt euch die Zeit. Es klingt so banal, aber es klappt. 

 

365 Tage hat das Jahr. Wer täglich 10 Minuten liest und dabei 6 Seiten schafft, kommt innerhalb eines Jahres auf 2.190 Seiten. Das sind fast 11 Bücher mit 200 Seiten Umfang. Wahnsinn, oder? Vielleicht steigere ich mich demnächst auf 20 Minuten täglich. 10 Minuten morgens mit Fachbüchern zur beruflichen Weiterbildung plus 10 Minuten am Abend mit lockerer Unterhaltungsliteratur. Lesepausen statt Raucherpausen - probiert es aus, es lohnt sich! Oder ihr setzt auf Hörbücher. Die lassen sich schön nebenbei hören, beim Autofahren oder wenn ihr mit dem Kinderwagen unterwegs seid.