Körperwahrnehmung lernen: Bin ich in Balance?

Frau übt Körperwahrnehmung beim Yoga
Die innere Mitte zu finden, ist nur mit Körperwahrnehmung möglich. Foto: Pexels.com

Zwischen Muskeln und Seele besteht eine Wechselwirkung, so viel ist klar. Wenn wir einen stressigen Alltag haben, macht früher oder später oft der Rücken Probleme. In schwierigen Lebenslagen fällt es vielen Menschen schwer, auf ihren Körper zu achten. Dabei ist Körperwahrnehmung gerade dann besonders wichtig, um wieder in die Spur zu kommen. Achtsames Training berücksichtigt den Zusammenhang zwischen Körper und Seele, sagt Fitness-Coach und Buch-Autorin Tina Schütze aus Berlin ("Werde die Frau deines Lebens"*). Im Interview erklärt sie, wie das Ganze funktioniert.

Autor: Sebastian Priggemeier

"Die Dysbalancen des Alltags zeigen sich im Körper"

Inwiefern kann Sport dabei helfen, den Körper wahrzunehmen? Gibt es so etwas wie achtsames Training?

Tina Schütze: "Achtsames Training basiert für mich auf der Grundannahme, dass unsere Körper zu uns sprechen. Jeder von uns ist anders - jeder Körper, jeder Alltag, jeder Lebensweg. Und das sehen wir dann eben auch. Lange oder kurze Beine, breite oder schmale Schultern, kräftig oder grazil, und so kann es nicht DAS Workout für alle geben, sondern nur ganz individuelle Lösungen. Da ist jede(r) Einzelne gefragt, die Verantwortung für sich und den eigenen Körper zu übernehmen: Was fühlt sich gut für mich an? Wo endet ein Wohlweh und beginnt ein Schmerz? Wo schummele ich mich durch und ab wann überfordere ich mich? Bin ich in Balance? Stark? Beweglich? All diese Faktoren können wir fühlen und durch achtsames Training gezielt fördern. Statt stupide nachzuturnen, was alle machen - lieber aufpassen, spüren und ganz bei sich bleiben. Jeden Atemzug nutzen, um eigene Ziele zu erreichen."

Körperwahrnehmung gibt Kraft von innen

Wie genau funktioniert das Ganze in der Praxis?

"In meinen Trainings helfe ich Menschen dabei, wieder in Balance zu kommen. Zum Beispiel rechts und links - weibliche und männliche Seiten, aber auch oben und unten und vorn und hinten. Wir alle sind oftmals irgendwie schief. Viele von uns fühlen das ja sogar, können es nur nicht so richtig einordnen. Die Dysbalancen des Alltags zeigen sich im Körper und die können wir gut durch Bewegung, durch gezieltes Training ausgleichen. Wenn die Belastung zu groß wird, die Schultern nach vorn oder nach hinten ins Hohlkreuz sinken, helfe ich als Personal Trainerin Kraft von innen aufzubauen."

 

Gibt es ein Workout, das in Sachen Körperwahrnehmung besonders wirkungsvoll ist?

"Beckenbodentraining ist zum Beispiel super - eine stabile Basis, für innere Aufrichtung. Der Körper geht vor und die Seele folgt. Als ich selbst durch die Trennung vom Vater meiner Kinder ging, habe ich sehr viel Kraft trainiert. Ich musste fühlen, wie stark ich bin, wie belastbar, aber auch wo meine (körperlichen) Grenzen sind. Danach war ich immer fix und fertig, hatte aber auch meine Aggressionen abgebaut und ein Gefühl für meine Kraft: Wenn ich DAS schaffe, meistere ich auch den Weg, der vor mir liegt. Momentan (mehrere Jahre später) praktiziere ich jeden Morgen Qigong und zeige meinem Körper: Es darf auch leicht sein. Das Leben ist im Fluss - Ein- und Ausatmen sind im Gleichgewicht."

"Fettpölsterchen oder ein Bandscheibenvorfall lehren uns viel über unseren Körper"

Wie klappt Körperwahrnehmung ohne Zwang?

"Jeder von uns geht seinen Weg und wir dürfen uns an der Vielfalt der Trainingskonzepte bedienen. Alles zu seiner Zeit, je nachdem was gerade dein Thema ist. Das funktioniert super. Letztendlich lernst du viel über dich und deinen Körper aus den Pölsterchen um die Hüften, dem Bandscheibenvorfall, dem Hohlkreuz, dem knackenden Knie, dem X-Bein oder den verbogenen Zehen. Bewegung kann das ausheilen, gezielt und dauerhaft. Wir müssen nur wieder erlernen genau hinzuschauen, uns einzufühlen und eben achtsam zu trainieren."

 

Welchen Effekt hat achtsames Training?

"Es gleicht aus, was schief ist und hilft Körper und Seele wieder in Einklang zu bringen. Es schenkt Zufriedenheit, Gesundheit, Vitalität und dadurch auch - ganz nebenbei - Attraktivität. Für mich ist nicht 90-60-90 das Ziel, sondern eher ein glücklicher und gesunder Mensch, der sich wohl mit sich und in seiner Haut, in seinem Körper fühlt - unabhängig von Konfektionsgrößen."


*In diesem Beitrag arbeite ich mit Affiliate-Links, um den Blog und meine Recherchen zu finanzieren. Wenn ihr über einen mit * gekennzeichneten Link ein Produkt kauft oder einen Service bucht, bekomme ich eine kleine Provision. Euch entstehen dadurch keine Mehrkosten, aber ihr unterstützt diesen Blog damit. Ob, wann und wo ihr euch für ein Produkt entscheidet, bleibt natürlich euch überlassen.